Nachruf Anni Gruber

Nachruf auf Anni Gruber

Anni Gruber kam am 23.01.1924 in Graßlfing bei München als älteste von drei Schwestern zur Welt.

Diese Zeit nach dem 1. Weltkrieg war von vielen Entbehrungen geprägt. So nähte und strickte die junge Anni und sparte, wo es nur ging, um sich und ihre Familie mit durch diese schwere Zeit zu bringen. Hier entwickelte sich wohl auch eine der sie auszeichnenden Eigenschaften, ihre große Bescheidenheit und ihre zutiefst humanistische Gesinnung.

Im Jahr 1953 heiratete sie Hans Gruber. Als 1955 der gemeinsame Sohn Hans geboren wurde, gab sie ihre Stelle als Kauffrau bei der Industrie- und Handelskammer auf.

Mit großer finanzieller Anstrengung kaufte das Ehepaar Gruber ein sehr Grundstück aus einer Erbengemeinschaft der Familie Gruber an der Josephsburgstraße und baute dort ein Haus für die junge Familie. Es hieß also wieder eisern sparen und bescheiden leben.

Leider wurde ihr gemeinsamer Sohn Hans psychisch schwer krank. Mutter Anni unterstützte ihr Kind in jeder Hinsicht und begann sich mit dem Thema von Selbsthilfegruppen zu beschäftigen. Hier lernte sie auch den jungen Assistenzarzt Dr. Albrecht Egetmeyer kennen, der Hans behandelte und der bis 2022 im Vorstand der später gegründeten Stiftung mitwirkte.

Im Alter von 25 Jahren verstarb ihr Sohn auf sehr tragische Weise durch Suizid. Doch statt in tiefe Verzweiflung zu versinken, gründete Anni Gruber eine „Selbsthilfegruppe für Angehörige von psychisch erkrankten Menschen“ und begann sich auf diesem Gebiet zu engagieren, so wurde sie ein Gründungsmitglied des Landesverbandes „Angehöriger psychisch Kranker“ (APK).

Schließlich rief im Jahr 1994 das Ehepaar Hans und Anni Gruber die „Gruber Stiftung“ ins Leben. Die Stiftung hat den Zweck, psychisch erkrankte Menschen und vor allem auch deren Angehörige zu unterstützen.

So richtete Anni Gruber zum Beispiel alljährlich den sog. Angehörigenurlaub ein, in dem die oft am Ende ihrer Kräfte angelangten Eltern und Angehörigen zwei Wochen Urlaub auf Kosten der Stiftung in Bad Griesbach machen konnten, um etwas Abstand von den Belastungen des Alltags zu bekommen.

Frau Gruber begleitete diese Gruppen immer persönlich, es war ihr eine Herzensangelegenheit. Hier zeigte sich wie einfühlsam sie als ehemals Betroffene die Probleme und Kümmernisse verstand.

In dieser Zeit der Stiftungsgründung lernte das Ehepaar Prof. Dr. Rolf Kyrein kennen, der auf Grund seiner beruflichen Erfahrung vorschlug, auf dem Grundstück an der Josephsburgstraße mit einem öffentlichen Baudarlehn eine Wohnanlage zu errichten. Es war der ausdrückliche Wille der beiden Stifter, dass ein Teil der Anlage von psychisch Kranken im Rahmen eines Projekts für ‚Betreutes Wohnen‘ bezogen werden sollte. Die Verwaltung dieser Wohnungen wurde dem „Verein Soziale Dienste“ übergeben, der auch heute dafür sorgt, das psychisch erkrankte Menschen nicht in den Teufelskreis von Wohnungs- und Arbeitslosigkeit geraten, indem er die Wohnungen der Gruber Stiftung an psychisch Kranke vergibt.

Leider verstarb Hans Gruber im Jahr 1998. Anni Gruber war nun alleine. Mit bewundernswerter Kraft und Ausdauer und sehr selbstständig führte sie die Stiftung weiter. Sie konnte sich dabei auf die Mitglieder des Stiftungsrats wie Dr. Egetmayer, Prof. Kyrein, und die Leiterin des Vereins Soziale Dienste, Frau Portenlänger-Braunisch absolut verlassen. Klar war aber immer, dass sie als Vorsitzende die Entwicklung der Stiftung selbst festlegte und auch bestimmte, wer unterstützt werden sollte.

Im Jahr 2000 wurde ihr unermüdlicher Einsatz, ihr Verständnis für all die Probleme von psychisch erkrankten Menschen und deren Angehörigen – mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes gewürdigt.

Aus gesundheitlichen Gründen zog sie sich im Alter von 92 im Jahr 2016 aus der aktiven Stiftungs-Arbeit zurück – nicht ohne dafür gesorgt zu haben, dass die Stiftung weiter in ihrem Sinne durch die langjährigen Stiftungsräte Dr. Egetmeyer und Prof. Dr. Kyrein geleitet und geführt werden konnte.

So erlebte sie noch während der Zeit in ihrem Alten- und Pflegeheim der Barmherzigen Schwestern, wo sie sehr liebevoll aufgenommen wurde, wie sich die Stiftung weiter ganz in ihrem Sinne entwickelte. Der Stiftungsrat wird auch in Zukunft die Menschen unterstützen, die finanzielle Hilfe brauchen und auch zunehmend Institution und Forschungsarbeiten fördern, die Projekte entwickeln, für die sonst wenig Geld oder Aufmerksamkeit vorhanden ist, z.B. für die Kinder psychisch erkrankter Menschen.

Frau Anni Gruber ist am 01.01.2022 friedlich entschlafen und wurde in aller Stille beigesetzt.

Ganz wie sie es in ihrer bescheidenen Art gewollt hatte.

Sie wird durch ihre guten Taten unvergessen sein und viele Menschen werden sich ihrer in tiefer Dankbarkeit erinnern.

Ihr zu Ehren, wurde die Gruber-Stiftung in Anni Gruber Stiftung umbenannt.

Der Stiftungsrat verneigt sich vor der Lebensleistung von Anni Gruber fühlt sich durch ihr Vorbild verpflichtet, in ihrem Sinne weiter für die Belange von psychisch erkrankten Menschen und deren Angehörigen einzutreten.

München, im Februar 2022

Der Stiftungsrat der Anni Gruber Stiftung

Bertram Sellner (Vorsitzender)
Dr. Helene Laxhuber (stellv. Vorsitzende)
Angelika Herrmann
Konstantin Seliverstov
Markus Spitzweg
Detlef Schamberger
Martin Wolf (Stiftung Büro)